Dienstag, 21. August 2007

Hallo...

inzwischen bin ich von meiner 2. Reise zurueckgekommen, die mich quer durch die Wüste ans Meer und weiter gen Osten bis knapp an die Grenze zum Oman geführt hat.
Erste Station war das Wadi Hadramaut. Ich durfte nicht auf dem Landweg hinreisen, weil die Provinz Marib seit dem Bombenanschlag vor 2 Monaten für Ausländer gesperrt ist. Auch den jemenitischen Maedchen wurden Flugtickets spendiert, da ihre Eltern sich weigerten, sie durch diese verrufene Gegend fahren zu lassen. Zunächst tat es mir leid um die schöne Strecke, doch als das restliche Team von nächtlichen Schießereien vor dem Hotel erzählte, war ich heilfroh, nicht dabei gewesen zu sein – scheinbar hatten Stammesmitglieder das Feuer auf die dortige Polizeistation eröffnet, um die Hinrichtung vierer angeblich für den Anschlag verantwortlicher Verwandter zu rächen.

Hadramaut - schon um den Namen dieses Wüstentales ranken sich zahllose Legenden. „Maut“ ist das arabische Wort für tot (siehe schachmatt = shah maut = der König ist tot), und so könnte die Uebersetzung „Stätte des Todes“ lauten... Wahrscheinlicher ist aber der Ursprung des Wortes bei Hazarmawet, dem Stammvater der Hadramis, zu suchen, der selbst in sechster Linie von Noah abstammt (dieser soll übrigens arabischen Überlieferungen zufolge seine Arche unweit des heutigen Aden erbaut haben).
Wueste, durchbrochen von imposanten Tafelbergen. Die hiesige Archtektur mutet erstaunlich modern an – die wuerfelformigen, wohlproportioniert schlichten Lehmhaeuser koennten fast in der Bauhauszeit enstanden sein. Ihre Groesse verraet die ehemalige Bedeutung der Region als Handelszentrum, deren Bewohner von Asien bis Afrika Geschaefte mit wertvollem Weihrauch machten.
Berühmteste Stadt im Wadi Hadramaut ist Shibam, das auch das „Chicago der Wüste“ genannt wird – hier stehen die wohl ältesten Hochhäuser der Welt. Die bis zu 8 Stockwerke hohen Lehmbauten sind wirklich atemberaubend schön.





Highlight in Hadramaut war aber auf jeden Fall der Besuch meiner abenteuerlustigen Eltern, die keine Strapazen scheuten, um sich mit eigenen Augen davon zu ueberzeugen, dass ich in diesem verrueckten Land wohlauf bin... Tapfer machten wir in der sengenden Hitze Ausflüge zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, wurden in Sufi-“Klöstern“ freundlich aufgenommen und mehr oder weniger subtil zu bekehren versucht, aßen köstliche Datteln und chillten zwischendurch am Pool des wunderschoenen Hotels...

Nach ein paar Tagen trauter Dreisamkeit sind die Eltern wieder nach Sana’a zurueckgeflogen, waehrend mein Team und ich nach Al Mukalla aufbrachen, einer alten Hafenstadt mit weissgetuenchten Hausern, Fischerbooten und starkem indischen Einfluss, der sich in Kleidung und Aussehen ihrer Bewohner, den allgegenwaertigen Raeucherstaebchen und der lokalen Kueche bemerkbar macht. Leider konnte ich die Stadt wenig geniessen, weil ich mit internen Krisen im Team zu kaempfen hatte...

Nach zwei Tagen intensiver Arbeit und Mediation ging’s weiter nach Al-Mahra, der oestlichsten Provinz des Jemen. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit sind die Beziehungen zum restlichen Land schwach, stark ist hingegen die Bindung an den benachbarten Oman. Hoehere Loehne locken viele Maenner zum Arbeiten ueber die Grenze, was zur Folge hat, dass die zurueckgebliebenen Frauen eigenstaendiger und selbstbewusster sind als in den meisten anderen Regionen. Auch die Jugendorganisationen, die wir dort trafen, waren fast ausschliesslich von Frauen geleitet.
An unserem freien Tag machten wir einen tollen Ausflug in ein Naturschutzgebiet an der Grenze. Eine Strasse windet sich am Ufer entlang, rechts tost das Meer, links ragen ueppig bewachsene Berge in den Himmel... was fuer ein Kontrast zur kargen Wueste, die ganz in der Naehe beginnt!


Voller Eindruecke und eher erschoepft bin ich nach Sana’a zurueckgekommen und habe hier zwei Tage Pause, bevor wir wieder weiterziehen... langsam freu ich mich schon auf den Ramadan, wo hier alles seeeehr langsam zugehen soll...

Montag, 20. August 2007

Liebesg’schichten und Heiratssachen

Neulich gab es in unserer Strasse eine Hochzeit, und ich war vom Balkon aus live dabei! In den vorhergehenden Tagen wurde ein Teil der Strasse kurzerhand fuer den Verkehr gesperrt, und 2 grosse Zelte wuchsen in Windeseile aus dem Boden: eines fuer die Frauen, eines fuer die Maenner. Von der Frauenparty kann ich euch leider nichts berichten, da diese durch dicht verschlossene Zeltplanen vor Zaungaesten wie mir abgeschirmt wurde - einzig die hohen, schrillen Freudenrufe waren zu hoeren...
Die Maenner hingegen feierten mitten auf der Strasse. Begleitet von Trommeln, Dudelsack und Gesang, bewegten sie sich stundenlang nach genauen Schrittfolgen im Kreis und schwangen ihre Jambiyas (Krummdolche) ueber den Koepfen.
Der Spuk dauerte 3 Tage und 3 Naechte, was der Nachbarschaft ein in Europa undenkbar hohes Mass an Geduld und Toleranz abverlangte. Aber hier scheint das keinen zu stoeren. Zur Zeit haeufen sich die Hochzeiten, weil im September der Ramadan beginnt, waehrend dem keine Feste gefeiert werden.

Unlaengst war ich eine gleichaltrige Freundin besuchen, die den Namen der Koenigin von Saba traegt: Bilqis. Sie hat vor einem Monat ihren 2jaehrigen Englischkurs abgeschlossen, und letzte Woche hat sie per Telephon erfahren, dass sie 5 Tage spaeter verheiratet werden soll! Urspruenglich war an diesem Tag die Hochzeit ihrer aelteren Schwester angesetzt, doch Bilqis’ Vater hat kurzfristig beschlossen, sie gleich auch zu verheiraten (immerhin kriegt sie einen eigenen Mann...). Der Zukuenftige ist, wie es im Jemen ueblich ist, ein entfernter Cousin. Bilqis hat ihn zum letzten Mal gesehen, als sie beide kleine Kinder waren, und kann sich gar nicht mehr an die Begegnung erinnern. Auf die Frage hin, ob sie sich auf die Hochzeit freut, meinte sie, sie fuerchte sich eher. Ganz ploetzlich wird sie aus ihrem gewohnten Umfeld, der Grossfamilie mit den vier Schwestern, der Mutter und den vielen kleinen Neffen und Nichten herausgerissen und muss nun ihr Leben mit jemandem teilen, den sie praktisch ueberhaupt nicht kennt.

Wir hatten schon vor ein paar Monaten eine Diskussion zum Thema Heirat. Bilqis erklaerte mir damals, es sei selbstverstaendlich und auch richtig, dass man seinen zukuenftigen Ehemann nicht vorher kennt, geschweige denn ihn selbst aussucht. Dies sei Aufgabe der Eltern, die eine bessere Wahl treffen wuerden, weil sie sich nicht von Oberflaechlichkeiten und Verliebtheiten beeinflussen lassen. Ausserdem, meinte Bilqis und warf einen Blick auf den Nachbartisch, wo eine ihrer Freundinnen gerade mit einem jungen Mann flirtete, den sie als ihren „Boyfriend“ vorgestellt hatte, respektiere ein Mann nur eine Frau, die sich nicht vor der Heirat mit ihm treffe, mit ihm spreche oder gar eine Art Beziehung mit ihm eingehe.
In einem anderen Gespraech erklaerte mir ein 24jaehriger, ebenfalls Angehoeriger der bildungsnahen Oberschicht, dass er im naechsten Monat heiraten werde; seine Eltern haben die Braut bereits ausgesucht. Er weiss nur, wie sie heisst und wie alt sie ist. Dennoch wuenscht er sich nichts mehr, als zu heiraten, um sein ganzes Leben mit seiner Frau zu teilen, fuer sie zu sorgen und mit ihr gemeinsam eine Familie zu gruenden. Wie kann man denn alles mit jemandem teilen wollen, den man sich nicht ausgesucht hat???
Scheidungen sind im Jemen fuer Maenner ein leichtes, und nicht mit sozialer Aechtung verbunden; Frauen hingegen brauchen triftige Gruende und das Einverstaendnis des Ehemannes, um sich von diesem zu trennen. Auch die Vielehe ist hier ein Thema. Einer meiner Kollegen zum Beispiel heiratete als junger Mann das Maedchen, das seine Eltern fuer ihn ausgesucht hatten, und verliebte sich einige Jahre spaeter in eine Frau, die er in Sana’a kennenlernte. Seitdem hat er 2 Frauen und ungefaehr 8 Kinder (sie halten nie still, deswegen ist es mir noch nicht gelungen, sie zu zaehlen...). Arme Erstfrau, wuerde ich sagen, doch auch da gibt es verschiedene Meinungen: viele Frauen begruessen eine Zweitfrau einerseits als zusaetzliche Haushaltshilfe, andererseits als Freundin und Verbuendete (sofern sich die beiden verstehen).
`A propos verschiedene Meinungen: waehrend wir in Europa die armen, unterdrueckten Musliminnen pauschal bemitleiden, tue ich den hiesigen Frauen mindestens genauso leid, weil ich weder Mann noch Kinder habe, arbeiten gehen „muss“ und die schweren Wasserkanister allein die Stiegen hinaufschleppe... und so wie ich heilfroh bin, mein Leben zu haben und nicht das einer Jemenitin, wuerden auch die meisten Jemenitinnen nicht mit mir tauschen wollen.

Dienstag, 7. August 2007

Sonntag, 5. August 2007


Ich lebe noch!

Nachdem dieser Blog, kaum eroeffnet, schon dem Verfall preisgegeben wurde, starte ich hiermit einen Revitalisierungsversuch. Sollte es noch Menschen geben, die ab und zu hereinschauen, sollen sie wissen, dass ich noch lebe und dabei bin, Staub und Spinnen ihr Territorium wieder abzukaempfen...

Seit einer Woche bin ich mit meinem Team – 7 Studenten, die ich zu Forschern hochgezuechtet habe, meinem Mentor Dr. Bin Afif, dem Computerprofi Abdul Rahman, der sich ganz nebenbei um alles andere kuemmert, 2 Fahrern mitsamt Jeeps – auf Tour durch den Sueden des Landes. Falls jemand einen Atlas bei der Hand hat: unsere Stationen sind Ad-Daleh, Aden, Lahj, Abyan, Mukalla, Al-Mahra, Seiyun und Marib (wohin ich nicht mitfahren darf, da die Provinz seit dem Bombenanschlag vor einem Monat fuer Auslaender gesperrt ist).
Die Tage sind sehr dicht, jeden Tag kommen ca. 6-8 Jugendorganisationen zu unseren Workshops. Die originellste bis jetzt war wohl die "Dove Racing Association", die in der Taubenzucht zwecks Veranstaltung von Wettfluegen eine sinnvolle Strategie erkennt, um Jugendliche von Qat und Kriminalität abzuhalten....
Ich bin fuer die Aufnahme und Analyse der Informationen verantwortlich, und sitze oft bis spaetabends vorm Computer. Hier in Aden allerdings in wunderschoener Umgebung: jeden Abend fahren wir an den Strand. Die Burschen kauen Qat, der sie zu vorgerueckter Stunde dazu inspiriert, arabische Liebesschnulzen zu traellern, und wir Maedchen machen lange Spaziergaenge. Eine unserer Studentinnen ist Sprint-Nationalmeisterin und hat mich gestern sogar zum Joggen animiert... war eine sehr unwirkliche Situation, zwei Gestalten in bodenlangen schwarzen Abbajas, die bei Vollmond den Strand entlanglaufen...

Aden, die vormalige Haupstadt des kommunistischen Südjemen, ist vor allem eines – heiss. Hinzu kommt eine erdrueckend hohe Luftfeuchtigkeit, die einem die Kleider am Leib festklebt und einem das Gefuehl gibt, man sei nicht nur physisch, sondern auch geistig von einem dichten Dunstschleier umnebelt... diese Umstaende haben dazu gefuehrt, dass nun auch ich der vormals verachteten Air Condition einigen Respekt entgegenbringe.

Aden liegt im Krater eines erloschenen Vulkans, der heute eine Halbinsel bildet. Die Alstadt ist von allen Seiten von Lavawaenden eingeschlossen, die sie vor feindlichen Angreifern schuetzten. Das Strassenbild ist gepraegt von kleinen Geschaeften und fliegenden Haendlern, den ueblichen Frauen in Schwarz, Maennern, die in Gruppen am Boden sitzen und Qat kauen, und auffallend vielen Bettlern, die auf Stiegen, in Hauseingaengen und auf Plaetzen ihr Lager aufgeschlagen haben. Viele von ihnen sind Fluechtlingen aus Somalia und anderen nahen afrikanischen Laendern, aber Aden scheint auch ein Sammelbecken fuer gestrandete Jemeniten zu sein. Am schlimmsten trifft es Frauen, die gegen die hier herrschenden strengen sozialen Normen verstossen haben und dadurch den Rueckhalt ihrer Familie verloren haben. Wer im Jemen keine Familie hat, ist ein Nichts. Nur ueber die Familie besitzt ein Mensch hier Identitaet, Achtung und Schutz.
Leider muss ich los, drum ein abrupter Schluss... hoffe, euch bald mehr erzaehlen zu koennen!

Alles Liebe,
Leni

Aden

28. Juli 2007 Burqa-Shopping

Nachdem ich die nächsten 2 Wochen mit meinem Team quer durchs Land fahren werde, habe ich beschlossen, mir nun endlich so ein langes schwarzes Ding zu kaufen; zum einen, damit ich nicht jeden Tag überlegen muss, was ich anziehe, und ob eh alles schön bedeckt ist, zum anderen, weil ich ja wenigstens versuchen kann, unauffällig zu bleiben (gelingt mir eh nicht).
Nun bin ich also losmarschiert und dachte, binnen kürzester Zeit fündig zu werden. Schließlich wimmelt es in Sana'a von Geschäften, die Abbajas (schwarze Übermäntel) mitsamt dazugehöriger Hijabs (Kopftücher) und Burqas (Gesichtsschleier) verkaufen.

Denkste Puppe! Auf einmal fand ich mich inmitten der Modesorgen jemenitscher Frauen wieder und musste mir über Fragen den Kopf zerbrechen, die sich mir bei H&M noch nie gestellt hatten...
Das erste Problem war mir allerdings aus Europa relativ geläufig: die Länge. Da die Jemenitinnen im Schnitt zwei bis drei Köpfe kleiner sind als ich, war es zunächst nicht einfach, eine Abbaja zu finden, die mir bis zu den Knöcheln reicht – alles andere wäre natürlich unkeusch und verwerflich...

Auch die Frage der Stoffwahl ist – zumal auf Arabisch - nicht leicht zu klären. Sämtliche Abbajas sind natürlich als Polyester, Baumwolle gilt hierzulande als altmodisch und das Tragen desselben wird als schwerer stilistischer Faux-Pas gewertet (welchen ich übrigens laufend begehe).
Doch – höret und staunet - Polyester ist nicht gleich Polyester, und daher gibt es Stoffe für alle Jahreszeiten und Regionen. Da ich auch nach Aden fahre, wo es zur Zeit 50 Grad in Schatten hat und die Luftfeuchtigkeit 80 Prozent beträgt, kommen für mich nur die leichtesten Stoffe in Frage. Auch diesen traue ich übrigens durchaus die Fähigkeit zu, mich in Schweiß zu baden und dem Hitzetod gefährlich nahe zu bringen...

Dritte Schwierigkeit: „al Design“ ( ein im Zuge der langwierigen Verhandlungen mit dem Verkäufer entstandener Neologismus, Zeugnis meiner erfinderisch machenden Vokabel-Not). Beim Kauf eines rein schwarzen, sackähnlichen Gewandes die Qual der Wahl zu haben - damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Doch vor meinen erstaunten Augen zog der Verkäufer Unmengen an Abbajas aus den Regalen, die für das geschulte Auge lauter kleine, feine Unterschiede aufwiesen: Stickereien, Pailetten, Borten, Schnitte – aus so wenig so viel Verschiedenes zu machen: das nenne ich Minimalismus!

Aus begründetem Anlass mögen meine verehrten Leserinnen und Leser mir einen kurzen Exkurs zum Thema „Frauenmode im Jemen“ erlauben. Wer sich durch diesen überfordert fühlt, möge den folgenden Absatz überspringen, mir aber wenigstens eine einfältige Nachricht hinterlassen.

Wie alle Kleidungsstücke ist auch die Abbaja ständig wechselnden Modetrends unterworfen, und auch die Tatsache, dass sie heutzutage unter den Jemenitinnen so beliebt ist, kann als Modeerscheinung gedeutet werden. Ursprünglich nur den Frauen der Oberschicht vorbehalten, breitete sich das schwarze Obergewand in den letzten Jahrzehnten rasch aus. Dies kann auf zunehmenden saudi-arabischen Einfluss ebenso zurückzuführen sein wie auf die Tatsache, dass die Abbaja von jeher Reichtum und Prestige symbolisierte, wodurch sie auch für Frauen der Unterschicht attraktiv wurde. Ein anderer Erklärungsansatz besagt, dass die Abbaja es Frauen ermöglicht, in der Öffentlichkeit präsenter zu sein, und trotzdem als ehrenhafte Musliminnen respektiert zu werden. Dies ist vor Allem für die wachsende Zahl arbeitender Frauen von Vorteil.

Meist lässt sich schnell erkennen, ob die Abbaja aus Überzeugung getragen wird, und daher so bescheiden und unauffällig wie möglich ausfällt, oder ob auf subtile Weise versucht wird, die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptablen auszureizen. Oft lassen sich auch interessante Kontraste zwischen Schuhen und Obergewand beobachten; so stolzierte unlängst ein Fräulein an mir vorbei, von dem man nichts als die Augen und die Füße sah – diese steckten jedoch in goldenen Glitzerstilettos... in Sachen Sexappeal hätte sie es locker mit jeder halbnackte Videocliptänzerin aufgenommen. Unter den Abbajas von Teenagern lugen meist Jeans und Sneakers hervor; vor Kurzem blitzten mir sogar knall-neongrüne Socken entgegen.
Wer in Europa glaubt, Frauen des Handtaschenfetischismus bezichtigen zu müssen, soll erst einmal zwecks vergleichender Studien nach Sana'a kommen: hier ist die Handtasche sozusagen das modische Aushängeschild der Frau von Welt, kann sie doch, im Gegensatz zum restlichen Outfit, beliebig bunt, originell und luxuriös ausfallen. Doch spricht man im jemenitischen Kontext besser von Handtaschen im Plural, denn die fehlende Abwechslung in der Kleidung wird dadurch kompensiert, dass sich dessen Zahl – je nach finanziellen Möglichkeiten und Modebewusstsein – dramatisch gegen unendlich bewegt.

Soviel zum Exkurs. Wieder was gelernt. Aber sicher brennt ihr alle darauf, endlich zu erfahren, wie mein spannendes Shopping-Erlebnis ausgegangen ist...
Von der Vielfalt und Komplexität dieses Bekleidungsobjektes abgeschreckt und zutiefst verwirrt, bin ich mit leeren Händen nach Hause gekommen und muss wohl morgen wieder in meinem nicht minder unförmigen Hippie-Baumwoll-Outfit durch die Straßen von Sana'a irren... aber morgen ist auch noch ein Tag. Sobald ich fündig geworden bin, poste ich hier ein Photo, damit ihr mich gebührend auslachen könnt!

Alles Liebe,
Leni


P.s.: Inzwischen bin ich stolze Besitzerin zweier Abbayas, und habe sie auch schon einige Male ausgefuehrt. Wieder Erwarten sind die Dinger ziemlich angenehm.




Abbaya in Action auf einem Workshop in Zinjibar (miserables Photo)...