inzwischen bin ich von meiner 2. Reise zurueckgekommen, die mich quer durch die Wüste ans Meer und weiter gen Osten bis knapp an die Grenze zum Oman geführt hat.
Erste Station war das Wadi Hadramaut. Ich durfte nicht auf dem Landweg hinreisen, weil die Provinz Marib seit dem Bombenanschlag vor 2 Monaten für Ausländer gesperrt ist. Auch den jemenitischen Maedchen wurden Flugtickets spendiert, da ihre Eltern sich weigerten, sie durch diese verrufene Gegend fahren zu lassen. Zunächst tat es mir leid um die schöne Strecke, doch als das restliche Team von nächtlichen Schießereien vor dem Hotel erzählte, war ich heilfroh, nicht dabei gewesen zu sein – scheinbar hatten Stammesmitglieder das Feuer auf die dortige Polizeistation eröffnet, um die Hinrichtung vierer angeblich für den Anschlag verantwortlicher Verwandter zu rächen.
Hadramaut - schon um den Namen dieses Wüstentales ranken sich zahllose Legenden. „Maut“ ist das arabische Wort für tot (siehe schachmatt = shah maut = der König ist tot), und so könnte die Uebersetzung „Stätte des Todes“ lauten... Wahrscheinlicher ist aber der Ursprung des Wortes bei Hazarmawet, dem Stammvater der Hadramis, zu suchen, der selbst in sechster Linie von Noah abstammt (dieser soll übrigens arabischen Überlieferungen zufolge seine Arche unweit des heutigen Aden erbaut haben).
Wueste, durchbrochen von imposanten Tafelbergen. Die hiesige Archtektur mutet erstaunlich modern an – die wuerfelformigen, wohlproportioniert schlichten Lehmhaeuser koennten fast in der Bauhauszeit enstanden sein. Ihre Groesse verraet die ehemalige Bedeutung der Region als Handelszentrum, deren Bewohner von Asien bis Afrika Geschaefte mit wertvollem Weihrauch machten.
Berühmteste Stadt im Wadi Hadramaut ist Shibam, das auch das „Chicago der Wüste“ genannt wird – hier stehen die wohl ältesten Hochhäuser der Welt. Die bis zu 8 Stockwerke hohen Lehmbauten sind wirklich atemberaubend schön.
Highlight in Hadramaut war aber auf jeden Fall der Besuch meiner abenteuerlustigen Eltern, die keine Strapazen scheuten, um sich mit eigenen Augen davon zu ueberzeugen, dass ich in diesem verrueckten Land wohlauf bin... Tapfer machten wir in der sengenden Hitze Ausflüge zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, wurden in Sufi-“Klöstern“ freundlich aufgenommen und mehr oder weniger subtil zu bekehren versucht, aßen köstliche Datteln und chillten zwischendurch am Pool des wunderschoenen Hotels...
Nach ein paar Tagen trauter Dreisamkeit sind die Eltern wieder nach Sana’a zurueckgeflogen, waehrend mein Team und ich nach Al Mukalla aufbrachen, einer alten Hafenstadt mit weissgetuenchten Hausern, Fischerbooten und starkem indischen Einfluss, der sich in Kleidung und Aussehen ihrer Bewohner, den allgegenwaertigen Raeucherstaebchen und der lokalen Kueche bemerkbar macht. Leider konnte ich die Stadt wenig geniessen, weil ich mit internen Krisen im Team zu kaempfen hatte...
Nach zwei Tagen intensiver Arbeit und Mediation ging’s weiter nach Al-Mahra, der oestlichsten Provinz des Jemen. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit sind die Beziehungen zum restlichen Land schwach, stark ist hingegen die Bindung an den benachbarten Oman. Hoehere Loehne locken viele Maenner zum Arbeiten ueber die Grenze, was zur Folge hat, dass die zurueckgebliebenen Frauen eigenstaendiger und selbstbewusster sind als in den meisten anderen Regionen. Auch die Jugendorganisationen, die wir dort trafen, waren fast ausschliesslich von Frauen geleitet.
An unserem freien Tag machten wir einen tollen Ausflug in ein Naturschutzgebiet an der Grenze. Eine Strasse windet sich am Ufer entlang, rechts tost das Meer, links ragen ueppig bewachsene Berge in den Himmel... was fuer ein Kontrast zur kargen Wueste, die ganz in der Naehe beginnt!
An unserem freien Tag machten wir einen tollen Ausflug in ein Naturschutzgebiet an der Grenze. Eine Strasse windet sich am Ufer entlang, rechts tost das Meer, links ragen ueppig bewachsene Berge in den Himmel... was fuer ein Kontrast zur kargen Wueste, die ganz in der Naehe beginnt!
Voller Eindruecke und eher erschoepft bin ich nach Sana’a zurueckgekommen und habe hier zwei Tage Pause, bevor wir wieder weiterziehen... langsam freu ich mich schon auf den Ramadan, wo hier alles seeeehr langsam zugehen soll...