Montag, 20. August 2007

Liebesg’schichten und Heiratssachen

Neulich gab es in unserer Strasse eine Hochzeit, und ich war vom Balkon aus live dabei! In den vorhergehenden Tagen wurde ein Teil der Strasse kurzerhand fuer den Verkehr gesperrt, und 2 grosse Zelte wuchsen in Windeseile aus dem Boden: eines fuer die Frauen, eines fuer die Maenner. Von der Frauenparty kann ich euch leider nichts berichten, da diese durch dicht verschlossene Zeltplanen vor Zaungaesten wie mir abgeschirmt wurde - einzig die hohen, schrillen Freudenrufe waren zu hoeren...
Die Maenner hingegen feierten mitten auf der Strasse. Begleitet von Trommeln, Dudelsack und Gesang, bewegten sie sich stundenlang nach genauen Schrittfolgen im Kreis und schwangen ihre Jambiyas (Krummdolche) ueber den Koepfen.
Der Spuk dauerte 3 Tage und 3 Naechte, was der Nachbarschaft ein in Europa undenkbar hohes Mass an Geduld und Toleranz abverlangte. Aber hier scheint das keinen zu stoeren. Zur Zeit haeufen sich die Hochzeiten, weil im September der Ramadan beginnt, waehrend dem keine Feste gefeiert werden.

Unlaengst war ich eine gleichaltrige Freundin besuchen, die den Namen der Koenigin von Saba traegt: Bilqis. Sie hat vor einem Monat ihren 2jaehrigen Englischkurs abgeschlossen, und letzte Woche hat sie per Telephon erfahren, dass sie 5 Tage spaeter verheiratet werden soll! Urspruenglich war an diesem Tag die Hochzeit ihrer aelteren Schwester angesetzt, doch Bilqis’ Vater hat kurzfristig beschlossen, sie gleich auch zu verheiraten (immerhin kriegt sie einen eigenen Mann...). Der Zukuenftige ist, wie es im Jemen ueblich ist, ein entfernter Cousin. Bilqis hat ihn zum letzten Mal gesehen, als sie beide kleine Kinder waren, und kann sich gar nicht mehr an die Begegnung erinnern. Auf die Frage hin, ob sie sich auf die Hochzeit freut, meinte sie, sie fuerchte sich eher. Ganz ploetzlich wird sie aus ihrem gewohnten Umfeld, der Grossfamilie mit den vier Schwestern, der Mutter und den vielen kleinen Neffen und Nichten herausgerissen und muss nun ihr Leben mit jemandem teilen, den sie praktisch ueberhaupt nicht kennt.

Wir hatten schon vor ein paar Monaten eine Diskussion zum Thema Heirat. Bilqis erklaerte mir damals, es sei selbstverstaendlich und auch richtig, dass man seinen zukuenftigen Ehemann nicht vorher kennt, geschweige denn ihn selbst aussucht. Dies sei Aufgabe der Eltern, die eine bessere Wahl treffen wuerden, weil sie sich nicht von Oberflaechlichkeiten und Verliebtheiten beeinflussen lassen. Ausserdem, meinte Bilqis und warf einen Blick auf den Nachbartisch, wo eine ihrer Freundinnen gerade mit einem jungen Mann flirtete, den sie als ihren „Boyfriend“ vorgestellt hatte, respektiere ein Mann nur eine Frau, die sich nicht vor der Heirat mit ihm treffe, mit ihm spreche oder gar eine Art Beziehung mit ihm eingehe.
In einem anderen Gespraech erklaerte mir ein 24jaehriger, ebenfalls Angehoeriger der bildungsnahen Oberschicht, dass er im naechsten Monat heiraten werde; seine Eltern haben die Braut bereits ausgesucht. Er weiss nur, wie sie heisst und wie alt sie ist. Dennoch wuenscht er sich nichts mehr, als zu heiraten, um sein ganzes Leben mit seiner Frau zu teilen, fuer sie zu sorgen und mit ihr gemeinsam eine Familie zu gruenden. Wie kann man denn alles mit jemandem teilen wollen, den man sich nicht ausgesucht hat???
Scheidungen sind im Jemen fuer Maenner ein leichtes, und nicht mit sozialer Aechtung verbunden; Frauen hingegen brauchen triftige Gruende und das Einverstaendnis des Ehemannes, um sich von diesem zu trennen. Auch die Vielehe ist hier ein Thema. Einer meiner Kollegen zum Beispiel heiratete als junger Mann das Maedchen, das seine Eltern fuer ihn ausgesucht hatten, und verliebte sich einige Jahre spaeter in eine Frau, die er in Sana’a kennenlernte. Seitdem hat er 2 Frauen und ungefaehr 8 Kinder (sie halten nie still, deswegen ist es mir noch nicht gelungen, sie zu zaehlen...). Arme Erstfrau, wuerde ich sagen, doch auch da gibt es verschiedene Meinungen: viele Frauen begruessen eine Zweitfrau einerseits als zusaetzliche Haushaltshilfe, andererseits als Freundin und Verbuendete (sofern sich die beiden verstehen).
`A propos verschiedene Meinungen: waehrend wir in Europa die armen, unterdrueckten Musliminnen pauschal bemitleiden, tue ich den hiesigen Frauen mindestens genauso leid, weil ich weder Mann noch Kinder habe, arbeiten gehen „muss“ und die schweren Wasserkanister allein die Stiegen hinaufschleppe... und so wie ich heilfroh bin, mein Leben zu haben und nicht das einer Jemenitin, wuerden auch die meisten Jemenitinnen nicht mit mir tauschen wollen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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